»No Wave and Beyond: Brutal Measures«

16.08.2018 / 23:40 – 00:25 / /
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Lydia Lunch und Weasel Walter spielen am Donnerstag im Palais als Brutal Measures.

Photo: Jasmine Hirst

Lydia Lunchs Kernkompetenz ist es bekanntlich, auf Kompetenzen zu scheißen und einfach zu machen.: Lärm, Musik, Stress. Die No Wave-Pionierin bewegt sich in ihren Performances, Fotografien und Texten, auf ihren Platten und Konzerten dorthin, wo selbst das schmierigste Boulevardblatt sich nicht hintrauen würde und kommt regelmäßig mit großer Kunst zurück. Da ist es nur selbstverständlich, dass die Methoden dem Zweck angepasst werden müssen. Brutal Measures heißt dementsprechend ihr gemeinsames Projekt mit Weasel Walter, mit dem sie für Pop-Kultur die Auftragsarbeit »No Wave and Beyond« konzipiert hat. Der Multi-Instrumentalist Walter gehört zu einer zu spät geborenen Generation von Musiker*innen, die das Erbe der New Yorker Bewegung transformieren und dem Puls der Zeit anpassen konnten. Der No-Wave-Historist tat sich erstmals 2012 für das Projekt Retrovirus mit Lunch zusammen und begleitet auch an diesem Abend ihre markante Spoken-Word-Performance mit allen gegebenen und dezidiert brutalen Mitteln.

»No Wave and Beyond«

Lydia Lunch war schon immer dafür, im Zweifelsfall lieber dagegen zu sein. No Wave nannte sich dementsprechend das, was sie und ihre Zeitgenoss*innen Ende der siebziger Jahre in New York veranstalteten. Weil Punk in seinem Bruch mit Rock’n’Roll nicht zu weit ging, trieben Lunch und andere das Genre so weit auf die Spitze, bis es auf dem Kopf stand. Jazz im Anzug (James White and the Contortions), ausladende Gitarrenensembles (Rhys Chatham, Glenn Branca), scheppernder Anti-Rock (DNA) und situationistische Performance-Kunst (Lunchs Band Teenage Jesus and the Jerks) — No Wave stellte noch radikaler als je zuvor die Konventionen der Rock-Tradition auf den Kopf und klang gerade deshalb unverschämt gut, weil es nie um Wohlklang ging. Doch auch No Wave wurde zu einem Genre, produzierte mit Sonic Youth oder Swans seine Superstars. Wohin ging es also, und wohin geht es mit No Wave? Mit Auftragsarbeiten von und einer Diskussion sowie einem Workshop im Nachwuchsprogramm mit Lydia Lunch und Weasel Walter geht Pop-Kultur diesen Fragen auf den Grund.