
Photo: Anke Fesel / Bobsairport
Kaum eine Geschichte muss dermaßen oft korrigiert und umgeschrieben werden wie die der Musik. Die späte, längst überfällige Neuentdeckung des sabrosischen Komponistens Immanuel Stockelborn ist dem Forscher Sandor Callahan und dem Musiker Afanassi Viebeg zu verdanken, die nach jahrelanger Recherche neben einer Einführung in Leben und Werk Stockelborns bei Pop-Kultur auch eine Auswahl seiner Stücke präsentieren. In der elterlichen Käserei als Ziegenhirte aufgewachsen, kam er während seiner Ausbildung mit der Folklore seines nordkaukasischen Heimatstaats in Berührung und eignete sich Fähigkeiten an dem traditionellen Saiteninstrument Mirka an, bevor er am Konservatorium mit den Kompositionstechniken der Kölner Schule in Berührung kam. Seine Kompositionen wurden vom sabrosischen Regime wegen ihrer angeblich aufrührerischen Inhalte verboten. Stockelborn starb verarmt in den achtziger Jahren als vergessene Stimme einer Generation, die Avantgarde und Tradition mit einer Konsequenz zusammen dachte, wie sie auch außerhalb Sabroniens nur selten aufzufinden war.